Christliches Leben

Ich wurde in einem christlichen Elternhaus erzogen. Höflichkeit, Achtung vor anderen Menschen, Respekt vor Älteren und Amtsträgern waren selbstverständlich. Der Polizist auf der Straße war eine Autoritätsperson. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, einem Erwachsenen gegenüber frech zu werden. Das ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass ich nicht widersprechen durfte, aber bitte alles in einem vernünftigen Ton. 

Meine Familie war evangelisch, mit Ausnahme meiner Oma, die aus einem katholischen Elternahaus kam.

 

 

Am 25. Mai 1947 wurde ich in der Hochmeisterkirche zu Berlin Wilmersdorf getauft. Die Kirche selbst war zu dieser Zeit noch von Kriegsbomben zerstört, so dass alle kirchlichen Handlungen in einem Gemeindesaal in unmittelbarer Nähe der Kirche stattfanden. Später ging ich dort Sonntags oft zum Kindergolttesdienst. Der Opa brachte mich hin und holte mich auch wieder ab.

In der Zwischenzeit hatte die Oma das Mittagessen zubereitet. Ein kleines Gebet bei Tisch war angesagt. Das hatte ich im Kindergottesdienst gelernt. Ich möchte hier betonen, dass ich dazu weder angehalten, geschweige denn gezwungen wurde. Das kam alles von selbst, die Erwachsenen haben mich machen lassen, und auch nicht dagegen geredet.

In der Schule nahm ich am evangelischen Religionsunterricht teil. 

Solche hübschen Erinnerungen gab es von den Paten zut heiligen Taufe. 

 

 

 

Das Foto rechts zeigt mich als Konfirmandin mit einem lieben Schulfreund. Klaus Mentfewitz ist bei einem Autounfall viel zu jung gestorben.  

Ab meinem dreizehnten Lebensjahr besuchte ich für zwei Jahre den Konfirmandenunterricht in der Hephatakirche in Berlin Britz. 

Neben der eigentlichen christlichen Lehre, in der uns angehenden Konfirmanden der Inhalt der Bibel näher gebracht wurde, wir das "Vater unser" und das "Glaubenbekenntnis" lernen mussten, gab es auch viel Spaß. Mit unserem Pfarrer und einem weiteren Jugenbetreuer machten wir oft Ausflüge und Wochenendfahrten. Unser Jegendbetreuer spielte Gitarre, die er auch immer dabei hatte. So wanderten wir mit Musik durch Wald und Feld oder saßen am Abend am Lagerfeuer, grillten Würstchen und sangen fröhliche Lieder. Übernachtet haben wir in Jugendherbergen. Das war eine so schöne Zeit, an die ich gerne zurückdenke. Diese Zeit endete mit der Konfirmation, der Kirche aber blieb ich noch lange verbunden.

14. Oktober 1966

Nachdem ich meinen späteren Ehemann kennengelernt hatte, ließ meine Verbindung zur Kirche nach. Er und auch seine Familie hatten mit "Kirche" nicht viel am Hut, auch wenn alle Kinder getauft wurden, und Eheschließungen mit Gottes Segen vollzogen wurden. Das war aber wohl mehr der Tradition geschuldet. Für mich waren und sind diese Handlungen von tieferer Bedeutung. So wurden auch wir am 14. Oktober 1966 kirchlich getraut. Der feierliche Akt fanf in der Magdalenenkirche zu Berlin-Neukölln statt. 

In dieser Kirche wurden auch unser Sohn im Jahr 1967 getauft.  Unsere Tochter wurde im Jahr 1970 in der Neuköllner Tabea-Gemeinde getauft. Bei unserem dritten Kind kam es leider nicht mehr zur Taufe, der Tod war schneller.

Unsere Besuche in Kirchen gaben aber oft Anlass zu Streitereien. Wenn mein Mann sich in katholischen Kirchen im Weihwasserbecken die Hände waschen wollte, oder sonstige Mätzchen machte, wurde ich ärgerlich. Ich verstand da wenig Spaß. Das er Nonnen als "Pinguine" bezeichnete, brachte mich mit meinen kleinen Kindern einmal in eine peinliche Situation. In der U-Bahn in Berlin saßen uns zwei Nonnen gegenüber, worauf meine Kinder ganz unbefangen meinten: "Guck mal, Mama, zwei Pinguine"! Das hatten sie vom Papa, die Damen nahmen es zum Glück humorvoll auf. 

In den folgenden Jahren beschränkten sich Kirchgänge auf Familienfeste oder Feiertage.  Das lag zum einen an der mangelnden Zeit und dem Unverständnis meines Mannes, der dadurch am Sonntag länger auf das Mittagessen hätte warten müssen. Meinen Glauben habe ich aber nie verloren. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, aus der Kirche auszutreten. Er hat mir in vielen schwerden Stunden geholfen, den Halt nicht zu verlieren, z. B. beim Tod meines Kindes.  Ich denke, im Glauben zu leben und Gott nahe zu sein, bedarf es nicht unbedingt eines Kirchengebäudes.  

 

Meine zweite Ehe  wurde zunächst nur standesamtlich geschlossen. Verschiedene persönliche Gründe sprachen zu diesem Zeitpunkt gegen eine kirchliche Trauung. Im Laufe der Jahre merkten wir aber, dass uns etwas fehlte. So nutzen wir unseren 10jährigen Hochzeitstag, die Rosenhochzeit, dazu, unsere kirchliche Trauung nachzuholen. Nach einem langen Gespräch mit unserem wunderbaren Pfarrer, Wolfgang Gerbeit, konnten wir das nun guten Gewissens vollziehen. Es war ein schöner Tag im Kreis unserer Kinder, der Familie und engen Freunden. 

"Bis das der Tod Euch scheidet" - diese Trauformel wollten wir zunächst nicht, ein Versprechen abgeben, von dem ich nicht weiß, ob es gehalten werden kann. Unser Pfarrer erklärte uns jedoch: "Nehmt diese Trauformel als Bitte, dass Gott Euch helfen möge, in guten wie in schlechten Zeiten zusammen zu stehen und dieses Ziel zu erreichen". Nun haben wir gerade unseren vierzigsten Hochzeitstag gefeiert. Möge der liebe Gott uns weiterhin beistehen. 

Am 17. April 2011 konnte ich in der Magdalenenkirche zu Berlin-Neukölln in einem Festgottesdienst meine Goldene Konfirmation begehen. 50 Jahre waren nun vergangen, dass ich zur evangelischen Kirche "JA" gesagt habe. Daran hat, und wird sich auch bis an mein Lebensende nichta ändern. Gerne besuche ich Kirchen, wann und wo sich auch immer die Gelegenheit bietet. 

Ein besonderes Erlebnis, der Weihnachtsgottesdienst im Berliner Dom

Hier noch ein paar besondere Kirchen, die wir während unserer Reisen besucht haben, und die einen nachaltigen Eindruck auf mich gemacht haben:

Die Kathedrale in Santiage de Compostela

Dieses Gotteshaus am Ende des Jacobsweges hat mich beeindruckt. Zun stillen Gebet fand ich eine ruhige Ecke, in der ich dieses inposante Gebäude auf mich wirken ließ

Die Notre Dame in Paris

Wir durften sie noch vor dem großen Brand im Jahr 2019 erleben. Das mächtige Bauwerk mit seinen dicken Mauern bietet 10 000 Menschen Platz. Erinnerungen an den Film "Der Glöckner von Notre Dame" wurden wach. 

Sacre Coer in Paris/Montmatre

Die zauberhafte "Zuckerbäckerkirche", wie sie wegen ihrer strahlend weißer Fassade, im Volksmund genannte wir, hat uns berührt. Auf einem Hügel gelegen, über- strahlt sie den ganzen Pariser Bezirk. 

Wir besuchten den Petersdom in Rom, ein grandioses Bauwerk mit einer prachtvollen Innenausstattung.  

Wir sahen den Stephansdom in Wien und besuchten dort auch die Augustiner Kircher mit der Herzl - Gruft. 

Der Dom in Salzburg war einen Besuch wert. Auf dessen Stufen werden in jedem Jahr mit dem "Jedermann" die Salzburger Ferstspiele eröffnet.  

Das sind nur einige, der großen Kirchen, die wir besucht haben. Daneben gibt es noch viele, kleinere Gotteshäuser, in denen es sich lohnt, ein wenig zu verweilen, eine Kerze anzuzünden und ein kleines Gebet zu sprechen. 

In München waren wir beeindruckt von der wundervollen Theathiner Kirche, Sehr schön gelegen ist die Weiskirche auf einer saftigen, grünen Wiese in Oberbayern, der Dom St. Stephan in Passau, die Karthedrale in Palma de Mallorca ist ein Blickfang und die mächtige Kathedrale in Barcelons ist nicht zu übersehen.

Ich könnte hier noch viele weitere Kirchen aufzählen, die wir im In- und Ausland besucht haben. Egal ob klein oder groß, schlicht oder pompös, eines haben alle gemeinsam, in ihnen woht die heilige Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist!  

Sheik Zayid Moschee in Abu Dhabi 

Aber nicht nur christliche Kirchen waren unser Ziel. Wir besuchten auch viele Moscheen. Respekt vor fremden Sitten und Gebräuchen, solange sie nicht gegen Menschenrechte verstoßen, ist oberstes Gebot. So hat man sich in diesen Gebäuden auch an die Kleidungsvorschriften zu halten. Das eine Moschee ohne Schuhe betreten wird, ist selbstverständlich, ebenso das Frauen ein Kopftuch tragen und alle Menschen angemessen gekleidet sind. In Manama nahm man es sehr genau, dort mussten wir uns sogar in eine Abaya hüllen, ein traditionelles islamische Kleidungsstück. Nicht, dass ich mich darin wohl gefühlt hätte, aber eine Alternative wäre gewesen, die Räumlichkeiten nicht betreten zu dürfen. 

Wir haben bei unseren Besuchen in Moscheen viel über den Islam gelernt. Ob in der Haghia Sophia in Istambul oder in verschiedenen Moscheen in den Vereinigten Arabischen Emiraten.  Vieles ist befremdlich, besonders der Umgang mit Mädchen und Frauen. Über manche Rituale, die uns erklärt wurden, war ich entsetzt. Da gibt es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.  

Beeindruckt haben mich auch die prunkvollen russisch-orthodoxen Kirchen in Osteuropa und Russland. 

So viel zu meiner religiösen Einstellung. Was ich an der christlichen Kirche nich so schön finde? Die alten Männer im Vatikan, die so große Probleme damit haben, ihre alten Zöpfe abzuschneiden und sich der modernen Welt zu öffnen. Ich jedoch bitte den lieben Gott, mir auch noch in den letzten Lebensjahren gnädig zu sein. Sollte es ihm dann eines Tages gefallen, mich in sein Reich abzuberufen, bitte ich ihn, mir auch auf diesem Weg beizustehen.  Da ich das Meer liebe, wünsche ich mir, auch dort meine letzte Ruhe zu finden.